„Ui, Malmö! Davon habe ich früher in den Wallander-Krimis immer gelesen und wollte da schon immer mal hin…“
So oder sehr ähnlich klang es links aus der Couchecke (die traditionell von der Frau des Hauses genutzt wird) an einem gemütlichen Sonntagabend im Oktober 2020.
Auf der Couch
Grund für diesen Satz war ein Fernsehkrimi, in dem einer der Protagonisten mit Hilfe der „Königslinie“ :-), einer Fährverbindung von Sassnitz auf Rügen nach Trelleborg in Schweden, in Richtung Malmö geflohen war und sich so zunächst dem Zugriff der Deutschen Ermittler entzogen hatte.
Da der Krimi ansonsten nicht allzu fesselnd war, entschied ich mich für eine kleine Internetrecherche nebenbei, die zu der Erkenntnis führte, dass ebendiese Königslinie leider vor einigen Monaten eingestellt worden war und erst im kommenden Jahr durch eine neue Verbindung von Sassnitz nach Ystad ersetzt werden sollte…
Nun ist Geduld nicht gerade eine der Spitzendisziplinen im Hause König, weshalb die Recherche fortgesetzt wurde und schließlich als sinnvollste Alternative die Fährverbindung von Rostock nach Trelleborg zu Tage förderte.
Ein nur wenige Minuten dauerndes Gespräch mit Inhalten wie „was, echt? Du spinnst.“ und „Wird es da im Oktober überhaupt noch hell?“ führte schließlich zu einem „Klar, warum eigentlich nicht“. Und genau sieben Tage später machten wir uns in unserem kurz zuvor eigentlich schon für den Winterschlaf eingemotteten rollenden Haus auf den Weg in die bevölkerungsreichste Stadt Mecklenburg-Vorpommerns.
Rostock
Nach einigen Stunden auf der Autobahn durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zuckelten wir schließlich auf der A19 am Stadtrand von Rostock entlang. Zumindest diese Ecke der Stadt ringt uns nicht unbedingt den Wunsch ab, hier mehr Zeit zu verbringen. Aber welche Stadt ist schon von der Autobahn aus gesehen hübsch? Vielleicht sollten wir hier doch mal ein paar Stunden mehr verbringen und uns umsehen. Wir werden dann sicherlich hier davon berichten.
Heute war aber definitiv keine Zeit für einen Stadtrundgang, schließlich hatten wir nicht weniger als unsere erste Ostseeüberquerung vor Augen.
Nach einer leichte Verwirrung des Navigationgerätes wurden wir dann doch noch am Pier des Rostocker Seehafens ausgespuckt und reihten uns nach kurzer Registrierung am Check-In in die Schlange der Wartenden ein.
Die beeindruckende Fähre der Stena Line stand schon bereit und wir konnten staunend verfolgend, wie ein LKW nach dem anderen im Bauch des Monsters verschwand. Nach einiger Zeit war es dann auch für uns soweit: die Pylone vor der Wartespur verschwand und durch eine Handvoll winkender und deutender Menschen mit Leuchtjacken fanden auch die Königs mit ihrer Kutsche den Weg in den Magen des Metallmonsters, wenn auch einige Stockwerke über den zuvor verschluckten LKW-Massen.
Über die Ostsee
Handbremse anziehen (und freuen, dass einer der Arbeiter in weiser Voraussicht einen Bremskeil platziert), Fotorucksack schultern, Verpflegung greifen, Betsy abschließen und los. Schließlich entließ uns das Treppengewirr an die frische Meeresluft direkt auf das Aussichtsdeck.
Hier auf dem Aussichtsdeck, das aufgrund der etwas kühleren Temperatur ziemlich verlassen war, bot sich uns ein toller Blick über die Hafenanlage und die dort auf weitere Verwendung wartenden LKW-Trailer und während der langsamen Ausfahrt in die Ostsee auch ein leicht sehnsuchtsvoller Blick auf den bekannten Badestrand Rostock, Warnemünde.
Aber schließlich wollten wir nicht hier in MeckPomm den Strand genießen, sondern rüber übers „weite Meer“ auf die Skandinavische Halbinsel, um unseren (Reise-)Horizont zu erweitern.
So nahmen wir die dieselgeschwängerte Luft in Kauf und genossen die ersten Minuten, eigentlich Stunden, auf dem Wasser in Richtung Nordosten, immer dem Öresund entgegen.
Nach etwa 6 Stunden konnten wir am Horizont wieder Land erkennen. Das könnte, das sollte, das MUSS Schweden sein!!!
Und kaum war das Festland zweifelsfrei zu identifizieren (ein paar der blaugelben Flaggen könnten geholfen haben…), bat uns auch schon die freundliche Lautsprecherin, uns zu unseren Fahrzeugen zu begeben.
Nach einer gefühlt ewigen Wartezeit im düsteren Bauch des Kolosses kam dann überraschend plötzlich überraschend viel Bewegung in die Blechmasse, die sich ganz gemächlich zu einer rollenden Blechlawine entwickelte und langsam aber unaufhaltsam dem Ausgang und damit der ersten schwedischen Bodenberührung (also für uns jedenfalls) entgegenstrebend.
Endlich: Schweden!
Kaum hatte Betsy Schwedischen Boden unter den Rädern, wich die durch die vielen „ersten Male“ dieser Fahrt entstandene leichte Entspannung einer tiefen Entspannung. Ob es an der zart gedieselten Hafenluft oder dem leichten Nieselregen, der uns bei schon einsetzender Dunkelheit empfing, lag, ist schwer zu erklären. Jedenfalls grinsten wir uns beide etwas ungläubig an und stellten überflüssigerweise fest: „Jetzt sind wir zwei tatsächlich in Schweden gelandet!“.
Marina Limhamn
Als erste Station unserer ersten Skandinavien-Expedition hatten wir die Marina im Malmöer Stadtteil Limnhamn auserkoren.
Trotz der schon untergegangenen Sonne konnten wir deutlich erkennen, dass wir uns hier ein ziemlich hübsches, wenn auch nahezu ausgebuchtes Plätzchen für den Start ausgesucht hatten. Wie vorbestellt (was wir natürlich nicht getan hatten) war der letzte Stellplatz in vorderer Reihe mit Blick über den Öresund noch frei. Immer noch oder schon wieder grinsend parkten wir ein und machten uns auf die Suche nach der Anmeldung.
Mit ca. 25 € pro Nacht ist der Stellplatz der Marina zwar nicht direkt ein Übernachtungsschnäppchen, zumal wir es ja eher gewohnt sind, halb legal aber ganz kostenlos zu übernachten.
Die Ausstattung lässt aber nicht allzu viele Wünsche offen:
Nach Bezahlung am rund um die Uhr zugänglichen Automaten erhält man den Zugangscode für die vorhandenen Einrichtungen.
Wasserversorgung, Grauwasserentsorgung, Toilettenentsorgung, Spülküche und – in unserer Stellplatzwelt bisher einzigartig- Einzelkabinen mit Toilette, Waschbecken und Dusche. Mit einzeln regelbarer Heizung und natürlich warmem Wasser ist der Aufenthalt hier fast so angenehm wie im eigenen Badezimmer zuhause.
Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, den Abend mit einem kühlen Getränk an der ziemlich kühlen Küste ausklingen zu lassen und noch immer über alle Backen grinsend dem Öresund, der gleichnamigen Brücke und der genau gegenüber liegenden Dänischen Hauptstadt Kopenhagen zuzuprosten.
Malmö
Gut erholt durch eine angenehme Nacht und gut aufgewärmt durch ein zwei Tassen heißen Tees hielt uns am kommenden Morgen nichts mehr in unserem Unterschlupf und wir machten uns auf den Weg, Limhamn und vor allem die Malmöer Innenstadt zu erkunden.
Limhamn
Gerade mal etwas über 100 Jahre ist es her, dass die Stadt Limhamn eingemeindet wurde. Seitdem liegt die ehemals selbständige Stadt im Stadtteil „Väster“ -was überraschenderweise auf Deutsch „Westen“ bedeutet- von Malmö, direkt angrenzend an den Bezirk „Innerstaden“ (Richtig: „Innenstadt“), der auch die Malmöer Altstadt beinhaltet.
Die drei restlichen Stadtbezirke „Norr“, „Öster“ und „Söder“ spielen in diesem Bericht keine Rolle und müssen daher leider ohne eine Deutsche Übersetzung auskommen, auch wenn’s schwerfällt.
Limhamn war eine typische Hafenstadt mit Fischereihafen, Industriehafen und einer vorgelagerten Insel (mit dem sehr ausgefallenen Namen „Ön“, also „Die Insel“…), die ursprünglich wohl auch gewerblicher Nutzung diente.
Von den mächtigen Industriebauten, die hier am Wasser einst einen großen Teil des Stadtbilds prägten, zeugen heute nur noch ein paar unter Denkmalschutz gestellte Kamin und das ein oder andere im Abbruch befindliche Gelände.
Wie in so vielen der zu Beginn der Industrialisierung entstandenen und Jahrzehnte wachsenden und vor Arbeitern wuselnden Gebiete Europas fand ein Wechsel statt und die Industriebauten weichen Stück für Stück (Luxus-)Wohngebäuden und Freizeiteinrichtungen.
Die Hälfte der Insel (zur anderen Hälfte kommen wir später nochmal) und ein Großteil der Festlandküste Limhamns ist bereits mit mehr oder weniger hübschen Wohnblöcken bebaut, der alte Fischereihafen bietet mehr Cafés und kleine Clubs als Fischerboote.
Und auch unsere Lieblingsfischräucherei sollten wir hier finden. (Das haben wir aber erst am nächsten Tag bemerkt)
Davon wussten wir in diesem Moment allerdings noch nichts, denn wir machten uns quer durch den kleinen Yachthafen am Strand entlang auf den Weg in die Innenstadt.
Ribersborg-Strand
Der Strand des Ortsteils Ribersborg bietet auf etwa 2 Kilometern alles, was man als Badegast so braucht.
FKK-Bereich, Liegewiesen, einen großen Sandstrand, Spielplätze, Tennis- und Volleyballfelder und eine Vielzahl an öffentlichen Toiletten (dass die kostenlos und blitzsauber waren hat uns als Schwedenneulinge noch überrascht).
Der komplette Strand wird von einem asphaltierten Weg durchzogen, den sich Fußgänger und andere Sich-Ohne-Motor-Fortbewegende jeglicher Variante meist friedlich teilen. Entlang dieses Wegs finden sich auch einige Kioske, an denen die übliche Strandverpflegung erworben werden kann.
Optisch sehr ansprechend und nicht zuletzt sehr praktisch sind die verschiedenen Seebrücken, die vom Strand in den Sund ragen und den Zugang zum Wasser über Treppen und Leitern oder auch das Verweilen auf einer Bank mit Blick über das Meer ermöglichen.
Am Ende einer dieser Seebrücken, genauer von Brücke 1, steht das „Riberborgs Kallbadhus“. Das ist genau das, was der Name vermuten lässt, nämlich ein Seebad. Hier lässt sich nicht nur das Wasser des Sunds von verschiedenen Brücken, Badeplatformen und vom hauseigenen Strand aus genießen, das Haus bietet auch eine Saunenlandschaft und mehrere Restaurants.
Aber wie schon angemerkt, sind wir ja nicht zum Baden hier, sondern auf direktem Weg in die Malmöer Altstadt.
Also lassen wir das Badehaus im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und biegen in Richtung Schlosspark nach rechts ab.
Allerdings nicht, bevor wir für ein paar Minuten und ein paar Fotos auf das neue Wahrzeichen Malmös gestarrt haben: den
Turning Torso
Der 2005 eröffnete Wohn- und Büroturm steht an der Stelle des riesigen Industriekranes, der im Zuge der bereits erwähnten Veränderung des Industriestandortes abgebaut wurde. Im Westhafen, dessen Zentrum der Turning Torso bildet, entsteht seit dem auf der Insel nordwestlich des Stadtzentrums ein Wohn- und Geschäftsgebiet.
Der vom Spanier Santiago Calatrava entworfenen Turm besteht aus neun würfelförmigen Segmenten, die jeweils um einige Grad verdreht sind. So entsteht der Eindruck, der Turm wurde sich um seine eigene Achse drehen.
[Mehr dazu auf Wikipedia]
Mit seinen 54 Geschoßen auf 190 Metern Höhe ist der Turm der höchste Wolkenkratzer Skandinaviens und gilt nun zusammen mit der Öresundbrücke als Malmöer Wahrzeichen. Und natürlich auch ein dankbares Fotomotiv für Touristen aus aller Welt, also auch für uns…
Schlosspark
Nachdem wir also fertig gestaunt und geknipst hatten, erreichten wir nach ein paar hundert Meter den Schlosspark von Malmö.
Der Park wird von vielen Bäumen und dem ihn durchziehenden Parkkanal geprägt. Viele Skulpturen und Kunstwerke säumen die verschlungenen Kieswege, auch die Stadtbibliothek hat am Parkrand ihren Platz gefunden.
Wer sich nicht vorher informiert und nicht aufmerksam den Norden des Parkes durchquert, läuft Gefahr, das Schloss von Malmö, ganz bescheiden „Malmöhus“ genannt, zu übersehen. Es liegt von einem Wassergraben umgeben hinter hohen Erdwällen und duckt sich nahezu unsichtbar weg.
Entsprechend ignorant haben wir das Schloss dann auch behandelt und gingen weiter durch den Park, bis wir schließlich einige Bäume, Straßen und Häuser weiter auf dem Hauptplatz der Altstadt Malmö landeten, dem Stortorget.
Stortorget
Am kreisrunden Stortorget, dem großen Platz, dessen Mittelpunkt eine Reiterstatue des ehemaligen Schwedischen Königs Karl X Gustav bildet, steht auch das im 16. Jahrhundert entstandene und seit dem häufig umgebaute Malmöer Rathaus.
Neben der unvermeidlichen Imbisskettenfiliale und einem überfüllten Parkplatz hat der große Platz für uns nicht allzuviel zu bieten, deshalb gehen wir direkt weiter durch die Fußgängerzone, streifen ein wenig links und rechts durch die Straßen und Gassen und landen schließlich am Lilla Torg, dem kleinen Platz. Hier tummeln sich Restaurants, Bars und Cafés und buhlen mit allen möglichen tollen Angeboten um Kundschaft. Trotz der doch recht frischen 9 Grad Außentemperatur sind viele der Terrassenplätze belegt, es herrscht ein munteres Stimmengewirr und Geschirrgeklapper.
Hier finden wir einen Platz, den wir ganz bestimmt in unsere Malmö-Highlights aufnehmen und den wir sicher nicht zum letzten Mal besucht haben:
Das Café Pronto
In dem kleinen gemütlichen Café, das seine etwa 20 Sitzplätze im ersten Stock und die Selbstbedienungstheke im Erdgeschoß untergebracht hat, lässt sich ganz hervorragend für ein süßes Frühstück oder den Nachmittagskaffee einkehren, sei es die traditionelle Schwedische Fika oder einfach „nur ein Käffchen“. Natürlich gibt es hier neben einer Riesenauswahl an Kaffe- (und auch Tee-)spezialitäten und allen möglichen Kuchen und Torten auch das Schwedische Nationalgebäck, die Kanelbulle.
Diese Zimtschnecke aus Hefeteig hat hier aber nichts außer dem Zimt mit Ihrer einfach gehaltenen Schwester zu tun, die man unter anderem in diesem sympathischen kleinen Schwedischen Möbelhandel auch in Deutschland kredenzt bekommt.
Hier im Café Pronto wird eine absolut gigantische Luxusvariante des Gebäcks feilgeboten. Mit lauwarmer Schokosoße, weißen Schokosplittern und einer Erdbeere als Topping geht dieser luftige Wahnsinnsschnecke locker als vollwertige Mahlzeit durch.
Allein, beim ersten Date sollte man auf diesen Genuss eventuell verzichten; Größe und Soße führen zu teilweise erheblichen optischen Verstümmelungen von Gesicht und Händen.
Aber das Café hält für solche Fälle eine nicht kontingentierte Mange an Papierservietten und natürlich eine Nasszelle im ersten Stock vor.
Hat der oder die BegleiterIn also noch nicht kopfschüttelnd das Lokal verlassen, lässt sich die einwandfreie Optik relativ schnell wieder auf den ursprünglichen Zustand bringen.
Wir beide sind seit einiger Zeit schon am ersten Date vorbei hart im Nehmen und ließen uns die Köstlichkeiten deshalb vollkommen ohne Bedenken und Rücksicht auf optische Entstellungen schmecken, während wir auf den Stühlen vor dem Café die leicht wärmende Sonne genossen.
Kaffeeköstlichkeiten, Luxus-Kanelbulle und strahlend blauer Himmel mit warmer Sonne – da fällt mir jetzt spontan kein Verbesserungsvorschlag ein…
Hauptbahnhof und Westhafen
Ein paar Verdauungsminuten später machten wir uns wieder auf den Weg und gingen den Rest unserer heutigen Erkundungstour an.
Weiter im Zickzack durch die südliche Altstadt machten wir am Gustav Adolfs torg kehrt und zickzackten weiter durch die Altstadt, bis wir schließlich am Hauptbahnhof landeten.
Die Malmö centralstation, die hier gerne auch einfach „Malmö C“ genannt wird ist ein Kopfbahnhof mit sehr ansprechendem, goldbedachtem Hauptgebäude aus dem späten 19. Jahrhundert.
Einer der wichtigsten Knotenpunkte in Südschweden bieten unter anderem mehrfach täglich eine Verbindung nach Kopenhagen, die über die Öresundbrücke führt.
Die dänische Hauptstadt steht für heute aber nicht auf unserer Besuchsliste, deshalb gehen wir weiter in Richtung Norden und betreten schließlich über die Universitätsbrücke die Insel, auf der das neu entstehende Wohn und Geschäftsviertel weiter den althergebrachten Namen Westhafen führt.
Einige Brachen und Industrieruinen zeugen noch vom Umbruch, eine beträchtliche Zahl an Grünanlagen, neu gebauten und teils aufwendig renovierten Wohn- und Bürogebäuden lässt den neuen Weg des Gebietes aber schon deutlich erkennen.
Hier haben wir auch die Möglichkeit, den schon von der Ferne am Strand entdeckten Turning Torso aus der Nähe zu betrachten und seine Länge und vor allem die faszinierende Architektur zu bestaunen.
Sonnenterrasse und Eiswasser
Genug über architektonische Glanzleistungen gestaunt machten wir uns wieder auf den Weg an den Strand.
Nur ein paar Meter nach dem Turning Torso beginnt die Sundpromenade, die nicht nur vorbei an den Wohnblöcken für den eher nicht schmalen Geldbeutel mit Blick auf den Sund führt, sondern auch an einigen Holzterrassen, die das Verweilen am Strand in der wunderbaren Oktobersonne für Anwohner, Flanierende und natürlich auch für uns zum Genuss werden lässt.
Ob man sich mit oder ohne Badetuch auf dem warmen Holzboden oder auf einer der integrierten Holzbänke niederlässt, darf man selbst entscheiden.
Natürlich lassen auch wir uns diese Rastmöglichkeit nicht entgehen und lassen am Ende eines kleinen Steges die Beine über den Öresund baumeln.
Und noch während wir blinzelnd in Richtung der leuchtenden Sonne darüber sinnieren, ob diese Badeleitern wohl auch im Oktober noch genutzt werden, rast ein wildgewordener Wikingernachfahr zwischen uns hindurch und hechtet kopfüber in das leuchtend blaue Wasser zu unseren Füßen.
Allein die bis zu mir hochspritzenden Minitröpfchen machen klar, dass eine Nachahmung nur für passionierte Kälteschwimmer zu empfehlen sein kann.
Der nicht mehr ganz junge Mann allerdings klettert wenige Minuten später die offensichtlich doch noch genutzte Badeleiter hoch und verschwindet sichtlich erfrischt und zufrieden mit einem „Hej“ in Richtung Holzterrasse, wo ihn hoffentlich Handtuch und mindestens Frotteebademantel erwarten…
Wir sind schwer beeindruckt und zumindest der männliche Teil der Reisegruppe überlegt, ob er dem Sund nicht doch auch mal eine Chance geben sollte.
Fürs Erste machen wir uns aber wieder auf den Rückweg zur Marina und zu unserer momentan nicht rollenden Unterkunft.
Sonnenuntergang mit Überraschung
Nachdem wir der kurzen Überlegung zum Thema Abendessen mit einem „nach der Kanelbulle? Vielleicht später!“ erstmal eine Abfuhr erteil hatten, zog uns der bevorstehende Sonnenuntergang vor die Tür.
Wie oft bekommt man wohl die Chance, die untergehende Sonne über der monumentalen Öresundbrücke auf Zelluloid zu bannen?
(Ja, natürlich fotografieren wir digital, aber „auf eine SD-Card zu schreiben“ klingt halt nicht halb so romantisch…)
Also Kamera und Stativ an den Deich gestellt, perfekt auf die Brücke ausgerichtet und auf das beste Licht warten.
Diese Wolke wird doch nicht? Wo kommt denn jetzt der dicke Dunst von unten her?
Der Himmel um die Brücke war so in tiefes Grau getaucht, dass man die Brücke fast nicht mehr erkennen konnte.
Ein legendärer Blick mit den tiefblauen und leuchten orangen Färbungen der Blauen Stunde war das jedenfalls nicht.
So ganz langsam stieg Enttäuschung im Fotografen auf, die durchaus Potential hatte, diesem wunderschönenTag einen eigentlich unverdienten schweren Minuspunkt aufzudrücken.
Bis er -also der Fotograf, nicht der Minuspunkt- von hinten links die Stimme seiner Lieblingsfrau vernahm, die fragte: „Vielleicht drehst Du dich mal um, das könnte doch ganz nett sein, oder?“
Die Antwort auf diese Frage kommt ganz klar ohne weiteren Text aus:
… ja, „ganz nett“ war unser erster Malmö-Tag auf jeden Fall!
Und dennoch haben wir die drittgrößte Stadt Schwedens am nächsten Tag schon wieder – wenn auch nur vorübergehend – verlassen, um das Umland auf zwei Rädern zu erkunden.
Ob das vielleicht auch „ganz nett“ war, steht im nächsten Beitrag 🙂
Ein toller Bericht! Man bekommt richtig Lust darauf, Euren Spuren zu folgen, oder wenigstens die Fortsetzung zu genießen 👍
… wir freuen uns, wenn du Spaß beim lesen hast und weiter mit uns reist😃…