nach langer Pause, um unsere alte kränkelnde Hundedame zu schonen, machten wir uns im Sommer 2019 wieder auf den Weg in unserem rollenden Haus.
Gerade mal ein paar Tage war es her, dass wir unserer vierbeinigen Freundin dabei geholfen hatten, das nicht mehr lebenswerte irdische Dasein gegen ewige Ruhe im Hundehimmel einzutauschen.
Nachdem die letzten Tränchen getrocknet waren beschlossen wir, die neugewonnene Unabhängigkeit direkt in Urlaubszeit anzulegen und entschieden, eine bisher unmögliche und doch schon länger in beiden Köpfen schwirrende Idee umzusetzen: wir machen eine Fahrradtour auf dem Elbradweg an der Elbe entlang!
Schnell stand fest, dass das erste Zwischenziel der Reise die Besichtigung von Dresden sein sollte.
Mit einem kleinen Schlenker über die Sächsische Schweiz – dort besuchten wir für eine Nacht gute Freunde, die sich zu einem Kurzurlaub am Campingplatz mit Blick aufs Gebirge niedergelassen hatten – steuerten wir unser Gefährt mit den vier Rädern also in Richtung der sächsischen Landeshauptstadt. Allerdings suchten wir uns ein lauschiges Fleckchen an der Elbe aus und machten das Landstraßenschiff hier fest.
Schließlich wollten wir ja auf zwei Rädern die Landschaft und die in ihr liegenden Städte erkunden.
So verschlug es uns an den Fähranleger bei Gauernitz, an dessen Seite wir für eine Nacht unser Lager aufschlugen, uns ohne weitere Verzögerung auf die Drahtesel schwangen und an der wunderschönen Elbe entlang stromaufwärts in Richtung Dresden strampelten.
Nach knapp 5 Kilometern erreichten wir die Elbbrücken in Niederwartha und erhaschten einen Blick auf das idyllisch gelegene Wildberg:
Ein Rundgang durch Dresden
Einer der großen Vorteile bei der Anreise auf zwei Rädern ist die unproblematische Parkplatzsuche.
So stellten wir unsere Drahtesel direkt neben der Semperoper am Straßenrand ab und machten uns auf, einige der Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen.
Unser Weg führte uns von der Semperoper vorbei an der Kathedrale durch die Altstadt bis zum Brühlschen Garten über der Elbe. Auf dem Rückweg ließen wir uns natürlich die Frauenkirche nicht entgehen und landeten nach einer weiteren Runde durch die Altstadt wieder an der Semperoper, wo wir uns mit den Fahrrädern auf die andere Elbseite schwangen, um der sächsischen Hauptstadt auf Wiedersehen zu sagen.
Weitere Infos zu Dresden gibt es auf Wikipedia
Weiter flussabwärts auf dem Elbradweg
Der Plan für heute war ja eine Fahrradtour, weshalb wir natürlich noch nicht zurück zum Auto fuhren, sondern uns am Nord- oder Ostufer der Elbe (je nach Kurvenlage des Flusses) auf den Weg flussabwärts machten.
Von hier warfen wir einen kurzen Blick hinüber zum Fähranleger und unser Nachtlager, strampelten weiter und erreichten ein Stück weiter das Spaargebirge vor den Toren Meißens.
Mit Blick auf die Deutsche Bosel, den höheren und bekannteren Teil des kleinen Gebirges, und ein paar Weinberge ging es weiter, bis wir nach wenigen Kilometern die Porzellanstadt Meißen vor uns liegen sahen.
Meißen
Lisa hatte sich entschlossen, den Füßen nach dem Rundgang durch Dresden etwas mehr Belüftung und den Schuhen eine Pause im Fahrradkorb zu gönnen.
Leider nutzte einer der Schuhe dieses Entgegenkommen zu einer hinterhältigen Flucht und war irgendwo auf den letzten etwa 25 Kilometern unerlaubt ausgestiegen.
Da es sich schon um etwas lädierte Exemplare handelte, entschieden wir, den Flüchtenden nicht zu verfolgen sondern legten als ersten Besichtigungspunkt unseres Meißenbesuches ein Schuhgeschäft fest.
Die halbwegs freundliche Schuhfachberaterin war nur halbwegs erfreut, dass wir offensichtlich wenige Minuten vor Feierabend hier noch zum Stören vorbeikamen. In der halbwegs guten Auswahl fand Lisa dann aber halbwegs zügig halbwegs annehmbares Schuhwerk zum halbwegs vernünftigen Preis.
Nun wieder komplett beschuht durchquerten wir auf dem Meißner Kopfsteinpflaster die Altstadt, die teils sehr hübschen alten Bauten ließen uns den Serviceschock schnell vergessen.
Die perfekte Abendessenszeit rückte näher, weshalb wir am Marktplatz mitten in der Altstadt eine Pause einlegten und dem leiblichen Wohl frönten. Die Einkehr im örtlichen Brauhaus zeigte, dass die Meißener Servicelandschaft wohl nicht vollkommen verwüstet ist, sondern die Dame im Schuladen wohl nur einen schlechten Tag hatte. Hier wurden wir jedenfalls ordentlich verwöhnt mit leckerer gutbürgerlicher Küche und – ein weiterer Vorteil einer Radreise – mit feinem selbstgebrauten Bier.
So gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg zu den Rädern, dachten kurz darüber nach, die dicken faulen Bäuche in ein Taxi zu packen und die Räder morgen abzuholen, zogen uns dann selbst an den Ohren und schwangen uns auf die Sitze.
Nun auf der anderen Uferseite radelnd, kamen wir wieder an der Deutschen Bosel vorbei und erreichten nach einigen weiteren Kilometern unsere mobile Wohnung am Fähranleger, wo wir die Räder wieder auf den Träger packten und nach immerhin knapp 60 Kilometern den ersten ernsthaften Radausflug seit vielen Jahren gemütlich ausklingen ließen.
Der zweite Tag: Mühlberg
Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg stromabwärts, zunächst auf vier Rädern.
Die Navigationsapp hatte uns einen alten Parkplatz, wiederum an einem Fähranleger, als neues Basislager ans Herz gelegt.
Hier, gegenüber von Strehla, hatten sich diverse Un- und Kräuter einen großen Teil des wohl nicht sehr frequentierten Parkgeländes erobert und bildeten grüne Inseln zwischen und auch auf den guten alten DDR-Betonplatten. Nachdem wir nicht vorhatten, hier eine lauschigen Tag im grünen Vorgarten der Natur zu verbringen, leistete uns der überwiegend ebene Platz gute Dienste und wir erkoren einen Fleck ganz am Rande der Beton-Kräutermischung zu unserem Zuhause für die nächsten paar Stunden.
Ein kurzes Frühstück später saßen wir schon wieder auf den beiden Zweirädern (waren also eigentlich immer noch auf vier Rädern unterwegs…) und radelten flussabwärts an der immer noch wunderschönen Elbe entlang.
Ein Zwischenstopp in Mühlberg (hier hatten wir ganz knapp schon wieder Brandenburg erreicht) mit Thüringer Rostbratwurst direkt am Wasser und einer kleinen Abkühlung in der Alten Elbe sollte eigentlich nur als Pause vor der Weiterfahrt gen Norden dienen.
Beide Gesäße hatten sich allerdings während der heute vergangenen 15 Kilometer derart massiv über diese ungewohnte Bewegungswut beklagt, dass wir uns entschlossen, aus dem Pausen- einen Wendepunkt zu machen und auf der gegenüberliegenden Uferseite wieder zurück zu radeln.
Am Parkplatz angekommen bewahrten wir unser Wohnmobil davor, von den Unkräutern gefesselt zu werden und machten uns auf den Rückweg in die Hauptstadt.
Deutlich kürzer als ursprünglich gedacht und doch wunderschön war dieser kleine Ausflug mit den Rädern. Das werden wir sicher nicht zum letzten Mal gemacht haben…
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