Nach den schönen Tagen in Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, mit vielen tollen Eindrücken und noch mehr Menschengewimmel steht uns nun der Sinn nach ein wenig zweisamer Einsamkeit.
So machen wir uns auf ins andalusische Hinterland. Das eigentlich angepeilte Ziel ist die Wüste von Tabernas, Drehort zahlreicher Western.
Wir haben aber keine große Lust, heute die knapp 400 Kilometer am Stück zu fahren und entschließen uns deshalb, irgendwo unterwegs ein ruhiges Plätzchen für uns ausfindig zu machen.
Wir möchten gerne ein wenig die Weite der Landschaft und vor allem die Ruhe und Abgeschiedenheit des andalusischen Landes abseits der großen Touristenzentren genießen.
Ventorros de Balerma, Ziegen und Einsamkeit
So landen wir nach einigen Kilometern durch endlos erscheinende Olivenplantagen, die sich hier wie Perlschnüre über die andalusischen Hügel ziehen und den Anschein erwecken, auch nach dem Horizont wachse nie wieder etwas anderes als Ölbäume, auf einer Schotterpiste.
Die Satellitenkarte hat uns gezeigt, dass hier, etwa 4 Kilometer vom kleinen Örtchen Ventorros de Balerma nichts weiter ist, als Olivenplantagen, Hügel und zwei Kilometer weiter ein kleiner Ziegenhof.
Das klingt doch genau nach einem einsamen Flecken, der uns die nächsten ein, zwei Tage beherbergen darf.
Bald ist denn auch ein passendes Plätzchen neben der Straße gefunden, genug Platz für unser rollendes Haus, unsere Stühle und mit hübschem Blick über die umliegenden sanften olivenbewachsenen Hänge.
Mit einem Gläschen Rotwein die Olivenbäume zählen, den Blick über die Weite schweifen lassen und dabei dem Gezwitscher der Vögel in den Bäumen hinter uns lauschen, so lässt sich locker ein ganzer Nachmittag verbringen. So schön so eine Großstadt mit ihren ganzen geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten auch sein mag, Natur und Ruhe haben es uns einfach noch mehr angetan.
So genießen wir also gemütlich vor uns hin und der Fotograf geht ein wenig auf Vogeljagd, während seine Königin das fantastische Abendessen mit diversen Leckereien aus Sevilla zubereitet.
Du liest gerade Teil 10
unserer Reise zum
südlichsten Punkt Europas
Klicke hier
für den Anfang
der Tour
Klicke hier
für den Anfang
der Tour
Die unfassbare Ruhe wird nur kurz unterbrochen, als die komplette Belegschaft des Ziegenhofes sich auf den Heimweg macht.
Aber drei Minuten und zwei Autos später haben wir dann die Natur wieder für uns, die Rushhour ist überstanden.
Oliven, Hügel, Ziegenpfad
Am nächsten Morgen warten wir aus Sicherheitsgründen die Rushhour ab und gehen erst auf unsere kleine Wanderrunde, nachdem beide Ziegenhofarbeiter wieder wohlbehalten an ihrem Einsatzort angekommen sind.
Nicht, ohne uns freundlich zuzuwinken. So darf ein Tag gerne beginnen.
Die andalusische Sonne lässt uns auch heute nicht im Stich und lockt uns aus dem Auto.
Nach einem kurzen Stück über den Schotterweg biegen wir auf einen Pfad ab, der früher mal ein offizieller Weg gewesen zu sein scheint, zumindest ist er auf unserer Karte so eingezeichnet.
Mittlerweile wurde dieses Gebiet aber wohl von einer der Olivenplantagen überwuchert, so dass unser Wanderweg sich nach ein paar Metern in einen Olivenhain gigantischen Ausmaßes auflöst.
Kurz überlegen wir, das offensichtlich nicht als öffentliches Wandergebiet gedachte Gelände wieder zu verlassen, entscheiden uns aber dann dafür, noch ein Stück weiterzugehen, schließlich liegt dort hinten ein Tal mit einem Fluß, das wir uns gerne ansehen wollten.
Ganz kurz kommt ein leicht mulmiges Gefühl auf, als die Hazienda des Geländes in einer Senke auftaucht und wir zeitgleich am Boden ein paar leere Hülsen eines Schrotgewehres entdecken…
Noch bevor wir aber ernsthaft über eine überhastete Flucht nachdenken können, erreichen wir das Ende der Plantage und erklimmen den ersten Hügel über einen schmalen Pfad.
Ein paar Wegbiegungen weiter durch die andalusische Wildnis, ein, zwei Hügel später, ist das Tal zu sehen, in dem laut Wanderkarte ein Fluss einen kleinen See weiter im Landesinneren speist.
Allerdings macht es der Fluss wie seine andalusischen Zeitgenossen bisher auf unserer Reise: er ist nicht zu sehen und scheint zumindest im Moment kein oder sehr wenig Wasser zu führen.
Die leichte Enttäuschung verfliegt sofort, als uns ein Einheimischer freundlich zuruft .-)
Wir vermuten unsere temporäre Wohnung etwa zwei Kilometer östlich von uns, auch wenn momentan nichts davon zu erkennen ist.
Wanderwege haben sich genauso in Wohlgefallen aufgelöst, wie der Fluss im Tal.
So bleiben für uns nur die schmalen Trampelpfade, die die Ziegen unserer Nachbarn hier in die sandigen Hügel gestampft haben.
Wenn auch teilweise sehr schmal und überraschend steil, führen sie uns doch sicher und vergleichsweise komfortabel mal auf, mal ab, um diverse Hügel herum.
Bis dann plötzlich über uns, noch ein paar hundert Meter entfernt, ein leicht staubiges silbernes Glitzern auftaucht und uns ein Lächeln ins verschwitze Gesicht zaubert.
Da wohnen wir!
Der letzte Anstieg geht ordentlich steil nach oben, so erreichen wir leicht außer Puste aber beseelt von diesem wundervollen kleinen Abenteuer unseren Vorgarten.
Der Rest des Nachmittages mit Liegestuhl, Rotwein und Ausblick ist nicht im Ansatz so langweilig, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag 🙂
Und morgen machen wir uns dann wieder auf den Weg, nun ja schon wieder in Richtung Heimat, mal sehen, wo wir noch hängenbleiben…
0 Kommentare